Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss | © Matthias Horn, Ruhrtriennale 2023

Das Publikum ist eingeladen, sich in der Mischanlage Essen Schritt für Schritt den Weg in das »Kellerloch« zu bahnen, um schließlich bei Tee und Wodka dem furiosen Monolog beizuwohnen.

Über die Produktion

Ein Mensch, verbittert und von höchster Intelligenz, erklärt seine Unabhängigkeit vom Lauf der Dinge. Sein übersteigertes, feinnerviges Bewusstsein vom Zustand der Welt hat ihn zum Untätigen werden lassen. Verzweifelt, komisch, schmerzhaft und voller Widersprüche erkennen wir in ihm einen Repräsentanten unserer Zeit. Nina Hoss steigt in den Gedankenfluss von Dostojewskis psychologischen Meisterwerk ein und folgt den kreisenden und hakenschlagenden Sätzen in die Tiefen seines humanen Pessimismus. Wie kaum ein anderer Schriftsteller hat Fjodor Dostojewski die Not des Menschen, seine vergebliche Suche nach sich selbst beschrieben. Gleich zweimal begegnen wir diesem Autor im diesjährigen Festival: in der Vorlage für Leoš Janáčeks Oper Aus einem Totenhaus und in dieser frühen Erzählung, die die Hauptphase seines Schaffens einläutet und in der sich der ganze philosophische Problemhorizont seiner fünf großen Romane bereits ankündigt.

Fjodor Dostojewskis Modernität findet sich in den wesentlichen Fragen, die er stellt: nach der Freiheit des Menschen, nach Erkenntnis, nach dem Leben, dem Tod, dem Wesen des Schönen, der Möglichkeit des Glaubens, dem Vertrauen auf den Fortschritt, durch welches sich mit der Hoffnung verbindet, der Mensch begänne gut zu handeln, wenn er über seine wahren Interessen aufgeklärt sei. Letzteres bezweifelt die erzählende Figur vehement, sie ringt um Wahrhaftigkeit, leuchtet hinein in unser Unbewusstes und beweist sich schließlich ihren freien Willen dadurch, dass sie sich für das Widersinnige, Unvernünftige, womöglich Zerstörerische entscheidet.

Das Publikum ist eingeladen, sich in der Mischanlage Essen Schritt für Schritt den Weg in das »Kellerloch« zu bahnen, sich von der Soundcollage Alex Silvas führen zu lassen, um schließlich bei Tee und Wodka dem furiosen Monolog beizuwohnen. Ein moralisch-literarisches Intensitätserlebnis sondergleichen.

Eine Produktion der Ruhrtriennale.

Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss | © Matthias Horn, Ruhrtriennale 2023
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss | © Matthias Horn, Ruhrtriennale 2023
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss | © Matthias Horn, Ruhrtriennale 2023
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss
Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Barbara Frey, Nina Hoss | © Matthias Horn, Ruhrtriennale 2023

Audioeinführung

Mit den »Aufzeichnungen aus dem Kellerloch« beschließen wir die diesjährige Festivalausgabe. Dabei könnte es keinen geeigneteren Text geben, versammeln sich in ihm doch eine Vielzahl von Motiven, Gedanken und Beschäftigungen vergangener Produktionen der diesjährigen Ruhrtriennale. Barbara Frey und die Schauspielerin Nina Hoss nähern sich diesem Text, der nicht nur gedanklich herausfordernd ist, sondern zugleich äußerst performativ, in der Mischanlange der Kokerei Zollverein in Essen. Ruhrtriennale-Dramaturgin Judith Gerstenberg hat mit den beiden Künstlerinnen gesprochen. Warum Barbara Frey diese Arbeit allein mit Nina Hoss realisieren wollte, warum diese den Text als »wollüstig« empfindet und warum die Mischanlage der ideale Ort für die Inszenierung ist, erfahren Interessierte in dieser Stückeinführung zu »Aufzeichnungen aus dem Kellerloch«.

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