Bereits im Titel spiegelt sich die Praxis der Zuschreibung der als »fremd« gelesenen und sexuell aufgeladenen Kunstformen, die bis heute andauert. Um dieses Phänomen und seine gegenwärtigen Resonanzen sichtbar zu machen reist Amanda Piña in ihrer neuen Tanzperformance mit ihrem Ensemble in die Vergangenheit und erweckt in einer Beschwörung der besonderen Art die exotisierten und teils queeren Bühnenkünstler:innen La Sarabia, Nyota Inyoka, François »Féral« Benga und Leila Bederkhan, die in den 1920er Jahren mit großem Erfolg in Europa lebten und arbeiteten und weltweit tourten, wieder zum Leben. Dabei entlarvt sie nicht nur den exotisierenden White Gaze, der den künstlerischen Gestaltungsraum durch vorherrschende Vorstellungen dessen, was »orientalisch« oder »afrikanisch« genug war, eingrenzte. Amanda Piña zeigt zugleich, mit welcher Vehemenz die genannten Künstler:innen diesen limitierten Raum zu nutzen verstanden, um darin künstlerisch herausragende Choreografien zu kreieren, die anhand von Zeichnungen und Bilddokumenten teils noch heute zugänglich sind. Exótica widmet sich diesen Tänzen und versteht sich zugleich als Hommage an alle vergessenen Performer:innen of Colour, die keinen Platz im Kanon der Tanzgeschichte fanden und erst langsam wiederentdeckt werden. Denn obwohl die Archive mit zahlreichen Zeitungsartikeln bestückt sind, die von ihrer großen Popularität zeugen, verschwanden diese Tänzer:innen nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend von den Bühnen Europas und aus dem kulturellen Gedächtnis. Amanda Piña, die im Rahmen der Ruhrtriennale bereits 2020 ihre Arbeit Danza y Frontera zeigte, widmet sich diesem Akt des Vergessens und fragt, welchen Gesetzmäßigkeiten er unterliegt.
Veranstaltet von PACT Zollverein für die Ruhrtriennale.
Produziert von Amanda Piña/Fortuna in Koproduktion mit Kunstenfestivaldesarts,
Holland Festival, Festival d’Automne à Paris, Tanzquartier Wien, PACT Zollverein, DDD –Festival Dias da Dança, La Bâtie-Festival de Genève, NEXT Festival