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Ann Cotten: FAST DUMM - Essays on the road | © Thomas Stammer
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Ann Cotten: FAST DUMM - Essays on the road | © Thomas Stammer
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Ann Cotten: FAST DUMM - Essays on the road | © Thomas Stammer
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Ann Cotten: FAST DUMM - Essays on the road | © Thomas Stammer

Ann Cotten habe ich in der Villa Aurora getroffen, und sie hat mir dort ihren Essayband FAST DUMM übergeben. Das ist der gleiche Ort in L.A., an dem ich den Komponisten Michael Wertmüller kennengelernt habe, mit dem ich das ganze Jahr 2020/21 die Oper D.I.E. vorbereitete. 

Ihre Essays sind die genauesten und klügsten Beobachtungen der kulturellen Verwurstungen unserer Zeit und ein herausragendes Material einer künstlerischen Resilienz. 

Da es in ihrem Buch viel um ihre Reisen in den USA geht, waren ihre Texte meine Medizin, ja Droge, gegen die Omnipräsenz des globalen Cover Boy 2020 Donald T. und die ganze andere Scheiße, die an ihm und seinen verlogenen Komplizen hängt. 

Das Werk hilft aber auch gegen die geistige Diarrhö der beleidigten spießervirusinfizierten Betroffenheitsverwalternnnie [1] im Königreich Bakzigien.

Das Buch ist wie die Flasche Wasser, die auf meinem Schreibtisch steht oder neben dem Bett liegt. Immer wenn ich einen Schluck von Ann Cottens intellektueller Schärfe und poetischer Empathie brauche, ist es in meiner Nähe. DANKE!

AHH. ...und ihre wunderbaren Gedichte!

Auf der Rückseite von FAST DUMM steht:

Was er nicht ertragen kann,
kann er nicht kapieren.

Echt jetzt! Niemand sonst beschreibt so präzise und knapp die conditio humana unserer Zeit.

In der Feuchtwanger Villa Aurora in L.A., unser gemeinsames Heim auf Zeit, steht die Schreibmaschine von Heiner Müller, darin eingespannt ein von ihm getippter Text:

Nach dem Einlass in die Suppenküche des Kapitals: spuckt weiter
in die Suppe am Vorabend des Todes und über den Gewittern. 
Der Weg ist nicht zu Ende, wenn das Ziel explodiert.

Das passt perfekt zu Ann Cottens FAST DUMM zu der Oper D.I.E. und in diese Zeit.

Thomas Stammer, Berlin, Frühling bis Herbst 2020 
Holografische Musikvisualisierung D • I • E

 

[1] Cotten verwendet in ihren Texten experimentelle Formen gegenderter Sprache, die sie »polnisches Gendering« nennt. Bei diesem Verfahren kommen »alle für alle Geschlechter nötigen Buchstaben in beliebiger Reihenfolge ans Wortende«