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Ursula Schulz-Dornburg: The Land in Between | © Stefan Schneider
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Ursula Schulz-Dornburg: The Land in Between | © Stefan Schneider

Das Buch The Land in Between habe ich in den vergangenen Monaten immer wieder geöffnet und darin gelesen. Im Grunde ist es die Publikation zu einer umfangreichen Ausstellung der Düsseldorfer Fotografin Ursula Schulz-Dornburg im Städelmuseum. In den Fotografien von Schulz-Dornburg kann man sehr lange lesen aber etwas anders als in einem geschriebenen Text, in dem zumindest schon die Leserichtung vorgegeben ist. 

Die Fotografien von Schulz-Dornburg haben kein Zentrum, keinen Vordergrund und bei vielen Aufnahmen kann man über die Motivation, die die Fotografin zu einer bestimmten Aufnahme bewogen haben könnte, nur staunen und dann wieder genauer hingucken. Die Bilder halten meinen Blick wach, führen ihn auf überraschende Wege und wecken meine Neugier, da alle Elemente eines Bildes offensichtlich gleichberechtigte Bestandteile eines zusammenhängenden Ganzen sind und sagen: Das ist es, woraus die Welt besteht. Die fotografierten Landschaften liegen in Armenien, im Jemen, im Irak oder der Türkei. Die Fotografin täuscht in den Bildern keine Vertrautheit zu den abgebildeten Menschen und Orten vor. Sie schien sich überall eher kurz aufgehalten zu haben, bevor sie ihre Reise fortsetze. Jedoch sind ihre Blicke nicht flüchtig, sondern erfassen in aller entschiedenen Knappheit die sichtbaren Spuren von menschlichen Träumen, Wünschen, Erfindungen - von Tonscherben aus Mesopotamien bis zu Schilfhäusern, Eisenbahngleisen oder verwitterten Bushaltestellen von heute. Dieser Gedanke von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen hat mich in den Monaten der Pandemie immer wieder berührt. Dass wir auch jetzt mit den Resten von verschiedenen Vergangenheiten leben, obwohl klar ist, dass es kein Zurück in ein Früher gibt. Die von Vielen ersehnte »Normalität« wird ein völlig neues Gesicht bekommen. 

Stefan Schneider, Düsseldorf, 8. Februar 2021
Regie und Sound  Altes zu neuem Leben erwecken (WEGE)