© Sarah Nemtsov

Thomas Bernhard: Verstörung
Simone de Beauvoir: Ein sanfter Tod und Sie kam und blieb
Chimamanda Ngozi Adichie: Heimsuchungen
Oliver Sacks: On the Move
Reif Larsens: Die Karte meiner Träume

Das Buch, das Mats Staub für die Festivalbibliothek 2021 gewählt hat – W.G. Sebalds Die Ausgewanderten, zählt zu meinen liebsten Büchern, es bedeutet mir sehr viel und ich habe auch ein Werk davon inspiriert komponiert – als musikalische Lektüre – a long way away.

Ich lese oft mehrere Bücher nebeneinander. Die eindrücklichsten Lektüren der letzten Zeit:

Thomas Bernhard Verstörung – Die Katastrophe fängt damit an, dass man aus dem Bett steigt. Das Buch hat mich verschlungen (nicht andersrum). Radikal, verstörend, unglaublich, existentiell.

Ich habe einiges von Simone de Beauvoir (wieder) gelesen – tief bewegt hat mich ihr spätes Buch Ein sanfter Tod (am Sterbebett der Mutter...)... und gerade lese ich noch sehr begeistert, fasziniert ihren allerersten Roman Sie kam und blieb.

Chimamanda Ngozi Adichie Heimsuchungen – diese 12 Erzählungen sind tief, erschütternd, voller Leben.

Von Oliver Sacks, dem berühmten Neurologen, habe ich in den letzten Jahren mehrere Bücher gelesen, sein gütiger, empathischer und kluger Blick auf seine Patient*innen, ihr Anders-Sein, berührt mich immer wieder. Schließlich lese ich gerade auch seine Autobiographie on the move – über seine eigene zum Teil dramatische Geschichte versteht man vielleicht auch anders noch sein Verstehen...

Mit meinen älteren Kindern David (12) und Leah (11) habe ich über die letzten Monate Reif Larsens Die Karte meiner Träume gelesen. Obwohl beide auch selbständig viel lesen (besonders meine Tochter), haben wir das Ritual bisher behalten, immer auch ein Buch gemeinsam zu lesen, dieses gemeinsam zu entdecken und besprechen. Zuvor hatte uns Michael Ende in die Unendliche Geschichte - nach Phantasien - entführt. Reif Larsens Buch ist nicht weniger phantastisch. Es war ein sehr besonderes Leseerlebnis für uns drei, weil das Buch nicht nur wunderbar geschrieben ist, sondern eine spezielle Form hat: Überall sind extra Notizen, Pfeile, Nebenbemerkungen, kleine Zeichnungen – den Notizbüchern der Hauptperson Tecumseh Sparrow Spivet entnommen, einem 12-jährigen Jungen, der sich dorthin abenteuerlich selbst durchschlägt, zugleich noch immer den Unfalltod seines Bruders verarbeiten muss. Ein verrücktes, kreatives, zuweilen bizarres, komisches, aber auch tiefgründiges Buch, das man langsam lesen sollte, weil es so viel zu entdecken gibt.

Sarah Nemtsov, Berlin, 19. Januar 2022