Unsere Körper transformieren sich unaufhörlich, sie altern, sterben und werden irgendwann zersetzt. Eszter Salamon erinnert uns mit ihren Choreografien an diesen Prozess, an die Verwandlung, der wir unterworfen sind. Viele ihrer Arbeiten erinnern an Totentänze, für welche sie somatische Praktiken entwirft. Salamon bezieht sich dabei auch auf die Zeitphilosophie Henri Bergsons und dessen Konzept der Dauer, in welcher Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft simultan existieren. Denn »[v]om Gegenwärtigen darf man sagen, dass es in jedem Augenblick ‘war’, und vom Vergangenen, dass es ‘ist’, dass es ewig ist, zu allen Zeiten.«[2] Eine Zeit, die sich nicht in einem Nacheinander von Momenten sondern vielmehr in ihrer Gleichzeitigkeit von erinnertem Vergangenen, erlebtem Gegenwärtigen und imaginierten Zukünftigen erfährt.
In extrem verlangsamten Bewegungen werden bei Salamon Grenzen und Kategorisierungen aufgelöst, um über den menschlichen Körper hinauszugelangen und zum Ding, zur Landschaft zu werden. Bis hin zur faktischen Mumifizierung spielt Salamon mit Langsamkeit und sich überlagernden Zeitebenen, mit der Lebendigkeit des Toten, dem gegenwärtigen Vergangenen. Es wirkt, als könne sie die Zeit selbst manipulieren.