© Jérôme Panconi

Das Kohlezeitalter liegt mehr als 300 Millionen Jahre zurück und zeichnete sich durch eine sehr reiche Vegetation aus, deren Zerfall dann die Grundlage für ein Sedimentgestein bildete – die Kohle, diese fossile Energiequelle, die den Beginn des eigentlichen Industriezeitalters markiert. Dieses Gestein, das wir seit zwei Jahrtausenden extensiv als Brennstoff verwenden, trägt also das Gedächtnis eines Entstehens in sich, das bereits vor Millionen Jahren seinen Anfang genommen hat und welches in Rauch aufgeht, wenn wir es verbrennen – das Gedächtnis kondensierter, gigantischer, unbekannter Wälder. Ebenso wie die Pflanzen, die wir heute kennen, lebten die Pflanzen aus dem Kohlezeitalter durch ständigen Austausch zwischen dem, was sie aus dem Licht gewannen und dem, was sie aus der Erde zogen. Sie waren die Naht zwischen Himmel und Erde. Die Kohle, die in der Erde verborgen liegt, ist also die Spur eines Lebens, das allein durch Licht möglich wurde. Vor den Blicken verborgen und selbst in Dunkelheit kondensiert, ist sie doch eine entfernte Verwandte des Lichts, das sie glänzend in sich trägt. Als Mineral pflanzlichen Ursprungs zeugt sie von der Verflechtung der Reiche.

In Wirklichkeit sind alle Mineralien, besser gesagt alles, was uns trägt, mit dem Himmel verbunden. Die Erde ist in ihrem lang zurückliegenden Ursprung Tochter des Himmels: das Mineral ist Rudiment eines Sterns. Steigen wir also unter die Erde, um Mineralien abzubauen – ganz egal welche – begeben wir uns in der Zeit zurück und graben in diesem Gedächtnis, streben in gewissem Sinn gen Himmel. Tiefer und schwärzer als die die himmlische Nacht ist die Nacht, die unter uns ruht, und die ebenso wie die andere Nacht von Glanz erfüllt ist. Auf der Suche nach diesem Glanz haben zahllose Menschen, fasziniert von einer Farbpalette, die vom Dunkelsten (Anthrazit) über das Durchscheinendste (Diamant) bis zum Glänzendsten (Gold und Silber) reicht, viel riskiert. Kohle, Gold, Silber und alle anderen Mineralien sind Kinder der Nacht, Gedächtnis des Himmels. Bergleute waren, seit es sie gibt – und erste Zeugnisse gibt es bereits in der Antike – Glücksritter dieses Abstiegs zu den Ursprüngen unseres vergessenen Sterns.

Wie kann man diese andere Nacht in Worte fassen? Die Dimension ihres Gewölbes und sei sie nur auf einen Stollen reduziert. Ihre Stille und Dunkelheit. Das Rieseln, das sie durchdringt und umgibt. Was sie mit den Körpern tut, mit den Stimmen. Wie sie den Raum verändert, als wende man einen Handschuh.

Wir fahren in nur einen einzigen Finger des Handschuhs hinein. In denjenigen, der eine Ader berührt. Die Mine ist der Ort, an dem der Finger die Ader berührt, die seit Millionen von Jahren ruht. Diese Berührung ist ebenso zärtlich wie brutal. Sie ist gefährlich.

Übersetzung aus dem Französischen Y. Griesel