Ein Buch, das mich seit längerer Zeit immer wieder begleitet ist Verbundensein von Kae Tempest. In diesem Essay, das während der Pandemie entstand, macht er sich Gedanken um Wahrhaftigkeit, dem Zusammenleben als kreativen Prozess und gleichzeitig ist ein Manifest für mehr Menschlichkeit entstanden. Es sind Gedanken eines Poesiearbeiters über seine Kreativität und das Angebundensein in der Welt, die ihn umgibt. Als würde er Theodor W. Adornos Gedanken, dass es kein richtiges Leben im Falschen gibt, weiterdenken.
Er hat mit diesem kleinen Band in der Isolation während der Pandemie einen feinen Zeitzeugenbericht geschrieben. Er stellt die Frage in unseren isolierten, gesellschaftlichen gegenwärtigen Raum, die wir uns vergessen haben zu fragen: Wie viel wert hat der einzelne Mensch in einer sozialen Dynamik, die uns ständig überreizt und oft unsere Leben entzündet mit Hysterie, die uns immer weiter auseinandertreibt, anstatt uns zu verbinden? Wie leben wir, wenn unsere Interessen sich ständig mit äußeren Werten beschäftigen und wir uns an ihnen abgleichen, ihnen mehr Wert als uns selbst geben und dabei das Leben unseres eigenen Lebens vergessen? Wie können wir aus der Benebelung durch Konsum und Apathie durch Isolation aufwachen? Dabei greifen seine Gedanken in die doch schon in uns vorhandenen Möglichkeiten der Einsamkeit der Gegenwart zu entkommen.
Unsere Humanitas beruht auf der stärksten Kraft, die wir Menschen haben: Unsere Fähigkeit sich zu verbinden. Das ist sozusagen eine Superkraft. Verbunden zu uns, zu Anderen, zu Welt. Wirklich Großes kann nur in der Verbindung entstehen. Wirklich Bewegendes kann nur in der Verbindung entstehen. Wirklich Berührendes kann nur in der Verbindung entstehen. Kae Tempest ruft uns zu, sich an diese Fähigkeit, diese Kraft zu erinnern. Es ist ein Appell, ein befreiender Gedanke,
tröstende Worte und zugleich eine Hilfe, sich zu erinnern, worum es eigentlich im Leben geht, und dass wir das richtige Leben ins uns tragen, um es mit Anderen zu teilen: Verbundensein.
Bibiana Beglau, 2023