Dostojewskis Verhaftung im April 1849 verband ihn für immer mit einer Gruppe von Verschwörern, die als Petraschewisten bekannt waren, und von denen etliche ihre Erfahrungen als politische Gefangene in Form von Gedichten oder Prosa veröffentlichten. Zusammen mit seinem Gefährten Petraschewski wurde er wegen politischer Opposition gegen Zar Nikolaus I. verurteilt. Nach einer Zeit der Gefangenschaft und des Verhörs in der Peter-Paul-Festung wurde Dostojewski im Dezember 1849 auf dem Semjonowsky-Platz einer Scheinhinrichtung unterzogen und anschließend zur Vollstreckung seiner Verurteilung zu Zwangsarbeit in Verbannung nach Sibirien transportiert.
Seine Sibirienerfahrung begann mit einem Treffen mit der Frau eines Dekabristen, der die frühere Generation politischer Gefangener in Tobolsk vertrat. Danach teilt sich Dostojewskis sibirische Zeit auf zwei Städte in Westsibirien auf: Zunächst Omsk, wo er zusammen mit seinem Mitverschwörer Sergej Durow vier Jahre ihrer Strafe im Militärgefängnis verbüßte. Und schließlich Semipalatinsk, wo er als Soldat diente, bis er wegen körperlicher Einschränkungen bedingt durch seine Epilepsie begnadigt wurde. Trotz der bestätigten Epilepsiediagnose hatte Dostojewski nicht unter denselben ruinösen Folgeschäden der Zwangsarbeit zu leiden, mit denen sein Mithäftling Durow vorzeitig aus dem Staatsdienst entlassen wurde, um die ihm verbleibende Lebenszeit größtenteils im Süden Russlands zu verbringen. Auch ereilte Dostojewski bei seiner Rückkehr nicht der vorzeitige Tod, der seinen Omsker Mithäftling Józef Bogusławski oder auch den Dichter und Künstler Taras Schewtschenko erwartete. Dennoch wurde die medizinische Behandlung im Ausland vor dem Hintergrund seines schlechten Gesundheitszustands als Grundlage für die Reisegenehmigung nach Westeuropa anerkannt.
Getreu seiner künstlerischen Natur schrieb Dostojewski nach seiner Entlassung aus Omsk an seinen älteren Bruder Michail, dass er seine vier Jahre im Gefängnis nicht verschwendet habe, sondern die Zeit genutzt hatte, um Material für Charakterstudien der russischen Bauernschaft anzufertigen, mit der er Gefangenschaft und Entrechtung geteilt hatte. Das unmittelbarste Zeugnis dieser Arbeit ist in seinem Sibirischen Notizbuch enthalten, aber sein autobiografischer Roman Aufzeichnungen aus einem Totenhaus bleibt seine bedeutendste Erzählung über das Militärgefängnis. Seine subtile Erzählweise im Roman ermöglicht es ihm, kontroverse Fragen der Strafjustiz zu streifen und Themen wie Rückfallkriminalität, die Todesstrafe, außergerichtliche Bestrafung und Vergeltungsjustiz anzusprechen, ohne sich, wie sein Petraschewez-Kollege Fëdor Lvov, unvermittelt und konfontativ mit den Themen auseinanderzusetzen. Seine Entscheidung für Prosa anstelle von Lyrik erlaubt es ihm, zahlreiche Zitate aus seinem Sibirischen Notizbuch aufzunehmen. Dies ermöglicht ihm, die mit der Inhaftierung und dem Exil einhergehende Beklemmung und Desorientierung auszudrücken und gibt ihm den Raum, Verbrecher vielfältiger ethnischer und sozialer Hintergründe zu ergründen. Durch die Schaffung eines Erzählers, der sein eigenes Manuskript der Nachwelt hinterlässt, versucht Dostojewski, seine Erfahrung zu entpersonalisieren und mittels der Interaktion zwischen einer ungleichen Gruppe von Bedauernswerten darzustellen, die in der Kaserne eines Militärgefängnisses eingesperrt sind, dessen Hof 150 mal 200 Schritt misst. Er schildert nicht nur verschiedene Ethnien und soziale Klassen des Zarenreichs, sondern auch eine Reihe von Berufsständen: Schriftsteller, Dichter, Landbesitzer, rückfälliger politischer Straftäter, Händler, Mörder, Dieb, Vagabund, Lehrer, Tutor und politischer Gefangener.
Obwohl sich die Geschichte als die Internierungserfahrung eines Mörders darstellt, der wegen der Ermordung seiner Frau verurteilt wurde, gleicht die Erzählung von Aufzeichnungen aus einem Totenhaus in so mancher Hinsicht den Memoiren anderer ehemaliger politischer Gefangener. Dostojewski beabsichtigt, die Empfindsamkeit seiner Leserschaft mit Hilfe von Abbildern unmenschlicher Lebensbedingungen und der Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben zu schockieren. Er zeichnet Bilder eines Gefangenen, der noch in Ketten an Schwindsucht stirbt, vom Vergnügen des Henkers daran seine Opfer zu quälen, vom rachsüchtigen Verhalten des Majors (dessen unerbittliche Disziplinarmaßnahmen den Gefangenen Angst vor Denunziationen machten) und von der unrechtmäßigen Inhaftierung eines fälschlicherweise angeklagten Vatermörders. Diese Bilder bekräftigen diejenigen Erinnerungen an Misshandlungen durch Autoritätspersonen, die in sibirischen Gefängnisberichten häufig vorkommen. Darüber hinaus deutet die Einführung der berüchtigten abscheulichen Kriminellen Orlow und Korenew in den Roman darauf hin, dass Dostojewski außergewöhnliche Beispiele von Straftätern ausgewählt hat, um das allgegenwärtige Gefühl der Bedrohung von Leib und Leben im Gefängnisumfeld zu verstärken, obgleich Dostojewski in seiner Korrespondenz klar stellte, dass die allgegenwärtige Feindseligkeit seitens der Straftäter gegenüber den adligen Mitgefangenen im Omsker Militärgefängnis Hauptquelle der bedrohlichen Atmosphäre sei. In seinem Manuskript Józef Bogusławski - Eine Erinnerung an Sibirien gibt sein ehemaliger Mitgefangener einige konkrete Beispiele für Gefahren, die die dem Adel zugehörigen politischen Gefangenen erwarteten. So schildert er den Überfall eines Mobs auf deren Weihnachtsessen und die verbalen Beleidigungen durch Gefangene, die der Adel erdulden musste. Da Dostojewski den Erzähler Alexander Gorianchikow jedoch einer von den politischen Gefangenen getrennten Kategorie zuschreibt, zeigt sich Gorianchikow angesichts der im Kapitel Ein Kümmernis von Szymon Tokarzewskis Namensvetter formulierten Angst vor Denunziation nur wenig empathisch. Sowohl Bogusławskis Bericht als auch sibirische Archivunterlagen belegen Dostojewskis Fähigkeit, von seinem Adelsstatus und seiner militärischen Ausbildung innerhalb der patriarchalischen Hierarchie der Festung zu profitieren. Totenhaus legt jedoch mehr Wert darauf, das Russentum als Quelle der Erleuchtung hervorzuheben. So stellt Gorianchikows Einweisung des Dagestaners Alej ins russische Alphabet ein Gegenargument zu Bogusławskis Narrativ der Marginalisierung dar, das darauf abzielt, die Tscherkessen und Karbadier aus dem Kaukasus mit den polnischen Gefangenen aus den westlichen Provinzen auf eine Linie zu bringen, um die russische imperiale Vorherrschaft herauszufordern. Aus diesem Grund beschrieb Bogusławski in seinem Bericht über eine Gefängnisschlägerei mit russischen Sträflingen die körperlichen Narben einer unerschrockenen unterworfenen Nation, die sich auf der verletzten Haut und in den gebrochenen Knochen karbadischer Häftlinge abzeichnen. Während Dostojewski in seinen Notizbüchern aus den 1860er Jahren zwar verneint, dass er sich für eine Assimilation durch militärische Gewalt einsetze, werden seine loyale Unterstützung der russischen Expansion während des Krimkriegs und seine Annahme der freiwilligen Duldung der russischen Armee durch autochthone Ethnien sichtbar, indem er ausschließlich Russen Führungspositionen zuschreibt.
Rückerinnerungen an Dostojewskis Arbeit am Roman verweisen auf Semipalatinsk, Twer und St. Petersburg, wo er Totenhaus nicht nur schrieb, sondern auch Teile davon veröffentlichte, womit er zu einer wichtigen Publikation für die Zeitschrift Wremya (Die Zeit) wurde, die Dostojewski mit seinem älteren Bruder Michail gegründet hatte. Als Dostojewski 1859 nach St. Petersburg kam, hatten sich nach der im Rahmen der Amnestie des Zaren begnadigte andere sibirische Deportierte – viele von ihnen Schriftsteller im Exil – in der Hauptstadt versammelt. Der anfängliche Enthusiasmus der Intellektuellenbewegung für vom neuen Zaren unterstützte Reformen war jedoch bereits vor der Fertigstellung des Romans abgeebbt, nachdem die frühen 1860er Jahre im Schatten des öffentlichen Spektakels von Schewtschenkos Beerdigung (bei der auch Dostojewski anwesend war) und auch weiterhin stattfindenden politisch motivierten Verhaftungen standen, die auch einige seiner Bekannten (wie Nikolai Tschernyschewski) trafen - und das noch vor dem politisch polarisierenden Ereignis des Januaraufstands in Warschau 1863. Dennoch wurde Dostojewski zum Einen durch seine Darstellung der polnischen und litauischen politischen Gefangenen, insbesondere in der Episode, die an die Auspeitschung des frommen älteren Häftlings Józef Żochowski erinnert, und zum Anderen durch seine Entscheidung, dem künftigen Aufständischen von 1863, Josephat Ohryzko, die Veröffentlichung des Totenhauses in der Ausgabe von 1862 zu gestatten, in eine ethnische Debatte verwickelt, die zur Abwicklung der Zeitschrift Wremya (Die Zeit) führte, die er und sein Bruder 1860 gegründet hatten und in der der Roman ursprünglich erschienen war. Seine Inhaftierungserfahrung schlug sich trotzdem weiterhin in seinem Schreiben nieder. Vier weitere Romane – Verbrechen und Strafe, Der Idiot, Die Dämonen und Die Brüder Karamasow – sind Studien der unterschiedlichen Weisen, mit denen der kriminelle Geist auf die Gelegenheit zum Mord reagiert. Seine Ablehnung des Umweltdeterminismus – insbesondere, wie er in Aufzeichnungen aus dem Kellerloch zum Ausdruck kommt – brachte ihn in eine defensive Position gegenüber den radikaleren Stimmen seiner Zeit, einschließlich der von Chernyshewski. Gleichwohl pflegte er in Vorträgen und Versammlungen eine öffentliche Persönlichkeit mit einem mitfühlenden Interesse an der Gefängnisreform, wodurch er eine jüngere Generation von Reformern wie Nikolai Iadrintsew mit beeinflusste. Bei der Darstellung der Petraschewisten im Tagebuch eines Schriftstellers oder auch der sibirischen Dimension seines letzten Romans Die Brüder Karamasow, wandte sich Dostojewski allerdings eher seiner erlebten Vergangenheit zu, als die Zukunft vorauszusagen. Aus diesem Grund erscheint das Sibirien des verstorbenen Dostojewski bereits vor Anton Tschechows Reise nach Sachalin im Jahr 1890 anachronistisch, da nach dem Aufstand von 1863 nicht Hunderte, sondern mehrere Tausende von Revolutionären deportiert wurden, und dabei sogar prominente radikale Persönlichkeiten wie Nikolai Serno-Solowjewitsch und später Tschernyschewski starben, womit die Sympathien einer weiteren Generation gesichert waren. Im Gegensatz zu der wachsenden Forderung nach einer allgemeinen Gefängnisreform, die durch George Keenans Veröffentlichungen über Sibirien internationalen Rückhalt bekam, konzentrierte sich Leo Tolstoi weiterhin auf die Misere des politischen Gefangenen, indem er nicht nur Dostojewskis Talent als dem Haus der Toten entstammend würdigte, sondern in seiner Erzählung Wofür? von 1906 ebenfalls das tragische Schicksal eines polnisch-sibirischen Deportierten des Aufstands von 1830, Wincenty Migurski, schilderte - obgleich der Vater der sowjetischen Literatur, Maxim Gorki, in seiner Erzählung Nachtasyl (1902) bereits die politischen Gefangenen einer nachfolgenden Generation dargestellt hatte. Dennoch repräsentiert Dostojewskis autobiografischer Roman, wie Alexander Solschenizyns Anspielungen auf das Haus der Toten im Gulag-Archipel verdeutlichen, für die slawische Welt über ein Jahrhundert lang das zaristische System der Strafjustiz, auf das sich nachfolgende Generationen von Reformatoren in ihrer moderneren Kritik an russischen Strafanstalten berufen mussten.
Aus dem Englischen übertragen von Sandra Hamilton