5. Was willst du auf keinen Fall verlernen oder vergessen beim Erwachsenwerden?
FREDDERICK Wer ich bin, was mich motiviert, die Dinge, für die ich kämpfen möchte. Alles, was mich jetzt gerade ausmacht, hoffe ich nie zu verlieren.
DANIELA Ich glaube, ich möchte nie den Drang zur Veränderung verlieren, den Drang, mich zu regen, wenn etwas mich stört, ungerecht ist oder jemandem schadet. Ich sehe mich in der Zukunft immer als eine Person, die den Mund aufmacht, die für das kämpft, was sie für gerecht hält und die ständig in Bewegung ist. Zu jungen Menschen gehört, denke ich, auch das intensive Empfinden und dass sie ihre Gefühle nicht verstecken. Auch das möchte ich nicht verlieren, denn ich spüre, dass es in der Erwachsenenwelt oft nicht erlaubt ist, zu fühlen und es offen zu äußern.
ALMENDRA Ich will nie aus den Augen verlieren, dass man immer kämpfen, für das Gerechte eintreten muss und das Wunschdenken, eine neue Welt zu erschaffen, niemals aufgeben darf. Ich will nie vergessen, dass ich, wenn ich Kinder haben sollte, ihnen wirklich zuhören muss – vor allem in ihrer Jugend, wenn sie Zweifel haben – und ich werde ihnen sagen, dass sie frei sein können.
IGNACIA Dass eine Person nicht, weil sie minderjährig ist, weniger weiß oder ihre Meinung unmaßgeblich ist. Dass die Heranwachsenden einen großen Wandel in der Gesellschaft bewirken können und man sie nicht zum Schweigen bringen darf.
ANGELINA Ich möchte meine Ideale weiter übermitteln und an sie glauben, bis eine bessere Welt erreicht ist. Und mir natürlich den Glauben an die Jugend bewahren als Weg des Fortschritts. Denn wir und die kommenden Generationen werden es sein, die den Wandel vorantreiben, um eine gerechtere Gesellschaft herbeizuführen. Wir bringen alle Themen auf den Tisch, die uns wichtig sind, und hören auf zu schweigen, wie unsere Großeltern und Eltern es taten.
CONSTANZA Die Fantasie – die Dekonstruktion der Wirklichkeit – in der Gruppe zu schaffen und sich gegenseitig zu unterstützen. Ebenso die Geltung der jungen Stimmen, die Bedeutung der Kindheit und der Feminismus als Weg.
6. An was auf dieser Welt wirst du dich niemals gewöhnen?
CONSTANZA Nie werde ich mich an den Machismo gewöhnen, nie werde ich mich daran gewöhnen, dass man mich herabwürdigt, weil ich eine Frau bin, auch nicht an sexistische Kommentare. Ebenso wenig werde ich mich daran gewöhnen, Unsicherheit zu fühlen.
IGNACIA Neben dem Machismo und der patriarchalen Gesellschaft, dem Kapitalismus und der Straflosigkeit [von Verbrechen, Anm. d. Red.] in der Welt und besonders in Chile, werde ich niemals verstehen, dass ich täglich erfahren muss, dass eine Frau starb, nur weil sie eine Frau ist. Und dass das System täglich die Menschen ausbeutet und diese gar kein Leben mehr haben.
DANIELA Ich werde mich nie an das Patriarchat und den Hass auf die LGBTIQ+ COMMUNITY gewöhnen. Ich kann nicht hinnehmen, dass Menschen immer noch nur wegen ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung Hass erfahren und jedes Mal, wenn mir so etwas begegnet, versuche ich etwas dagegen zu tun, weil es mich verletzt, wütend macht und mich zugleich antreibt zu handeln.
ANGELINA Nie werde ich mich an Gewalt und fehlendes Mitgefühl gewöhnen. Der Weg der Veränderung beruht auf Liebe und Achtung. Nun ist es genug mit den Waffen, genug mit der Angst, die sie uns eingejagt haben, wenn wir unsere Stimme erhoben haben, es ist an der Zeit, dass sie uns zuhören und ein Dialog entsteht. Wir werden keinen einzigen Tod mehr dulden. Wir sind Personen, keine Nummern, und von jetzt an heißt das: »Nie wieder ohne uns«.
FREDDERICK Ungerechtigkeit und Zurücksetzung sind etwas, was ich nicht ertragen kann. Von früh an bekam ich beigebracht, mich gegen Unrecht zu wehren und nicht zuzulassen, dass meine Rechte verletzt werden und ich hoffe, es so beizubehalten.
ALMENDRA Um mich herum beobachte ich andauernd Ungerechtigkeiten – das ist, was ich am meisten hasse. Aber auch an Gewalt und Armut werde ich mich nicht gewöhnen, weil ich überzeugt bin, dass sie zu nichts Gutem dienen, sondern einer gesellschaftlich und kulturell erlernten Vorstellung entsprechen, wonach einige privilegiert sind und andere einfach unsichtbar gemacht werden. Ich halte das für ein Unheil, das uns daran hindert, uns zu einer mitfühlenderen Welt hin zu entwickeln.